Die biologische Schädlingsbekämpfung im Baumwollanbau ist in Tansania bereits weit verbreitet und wird auch in der Elfenbeinküste ein wichtiges Thema sein. Lesen Sie die interessantesten Ergebnisse auf Deutsch, Englisch, oder Französisch.
Ben Sekamatte, langjähriger Landwirtschaftsexperte und Berater von Baumwollgesellschaften im östlichen Afrika, hat Anfang Mai auf einem Webinar des deutschen Textilbündnisses, spannende Erkenntnisse vorgestellt.
Seit 4 – 5 Jahren setzen auch konventionelle Baumwollbauern in Tansania zunehmend auf Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung statt weiter chemische Pestizide zu nutzen. Sie arbeiten mit Biopestiziden auf der Basis von örtlichen Solanum und Neem-Pflanzen und sie nutzen Schädlingsfallen mit Molasse, einem Nebenprodukt der Zuckerproduktion. Die Ergebnisse sprechen für sich:
- Die Baumwollerträge liegen bei der „biologischen“ Bewirtschaftung nur leicht unter den Erträgen konventioneller Bauern. Gleichzeitig sind die Kosten der biologischen Schädlingsbekämpfung deutlich niedriger, so dass sich für die Bauern die „alternative“ Methode lohnt. Und sie stimmen mit den Füßen ab. Viele tausend konventionelle Bauern in Tansania haben ihren Betrieb bereits umgestellt.
- Die Forschungen des landwirtschaftlichen Forschungsinstitutes TARI in Tansania zeigen in Pilotversuchen zudem, dass bei einer weitergehenden Optimierung der Methoden der biologischen Schädlingsbekämpfung Ha-Erträge von bis zu 2 Tonnen erzielt werden können. Das ist im Regenfeldanbau sehr viel.
- Im Ergebnis ist die tansanische Regierung dabei, die genannten Biopestizide offiziell zuzulassen und deren Nutzung auch für andere Feldfrüchte zu empfehlen.
Auch in der Elfenbeinküste gibt es vielversprechende Ansätze mit Blick auf den Einsatz von Biopestiziden im Baumwollanbau
Dr. Etienne Dia, Forscher an der Universität von Korogho, ist einer der führenden Experten in der Elfenbeinküste im Hinblick auf die Entwicklung von Biopestiziden. Er hat auf der Basis von 8 verschiedenen lokalen Pflanzen Biopestizide erforscht und so stabile, einsatzfähige Spritzmittel entwickelt. Diese wurden bereits in einer Reihe von Feldversuchen mit vielversprechenden Ergebnissen getestet. Jetzt wartet Etienne Dia darauf, seine Produkte in großflächigen Feldversuchen mit den örtlichen Baumwollgesellschaften testen zu können. Dabei stößt er bei allen vier ivorischen Baumwollgesellschaften auf sehr offene Ohren. Alle Beteiligten wissen, dass die Zeiten teurer chemischer Pestizide gezählt sind. Allerdings fehlt es bisher an Forschungsmitteln, solche Versuche wissenschaftlich zu begleiten.
Fazit: Es geht nicht mehr um die Frage, ob biologische Schädlingsbekämpfung im Baumwollanbau nützlich und notwendig ist. Der Praxistest ist bereits bestanden. Jetzt geht es darum, diese Methoden wissenschaftlich begleitet auszurollen und weiter zu erforschen. Dazu bedarf es allerdings dringend Forschungsgelder, die entweder aus der textilen Wertschöpfungskette heraus und/oder z.B. durch engagierte NGOs wie WWF und NABU bereitgestellt werden könnten. Langes Zuwarten ist dabei den Beteiligten nicht zu empfehlen. Das Jahr 2030, bis zu dem gemäß UN-Biodiversitätskonferenz der Einsatz chemischer Pestizide in allen Kulturen um 50 Prozent gesenkt werden soll, nähert sich mit raschen Schritten.
Titelbild: Das Foto zeigt Roger Peltzer und Dr. Etienne Dia, Biopestizid-Experte aus Côte d’Ivoire, im Mai 2024 vor einem Hotel in Abidjan.